Abgebrannt (2010)

Pelin Yolcu ist Ende zwanzig, Deutsch-Türkin, allein erziehend und lebt mit ihren drei Kindern in Berlin-Wedding. Robby, Elvis und Roxanne liebt sie über alles. Damit sie mit ihrer kleinen Familie überleben kann, arbeitet Pelin nachts als Tätowiererin. Sie träumt von einem eigenen Studio, um unabhängiger arbeiten und Beruf und Mutterpflichten besser einteilen zu können. Außerdem liebt Pelin noch Edin (Lukas Steltner – [id=4710„Für den unbekannten Hund), der sich mit Drogenhandel über Wasser hält. Als der kleine Elvis bunte Pillen in Edins Jackentasche findet, kommt es zu einem folgenschweren Unfall. Das Jugendamt schaltet sich ein und will Pelin das Sorgerecht für ihre Kinder entziehen. Zum Glück kann die junge Frau die zuständige Richterin davon überzeugen, dass eine Mutter-Kind-Kur eine Chance ist, ihr Leben neu zu ordnen.

Schon in den ersten Minuten überzeugt der Spielfilm durch eine genaue und atmosphärisch dichte Milieuzeichnung sowie die überzeugende Hauptdarstellerin Maryam Zaree (Shahada). Sie versteht es hervorragend, das Spannungsfeld der Hauptfigur in Mimik und Gestik sichtbar zu machen. Als Deutsch-Türkin weiß Verena S. Freytag wovon sie erzählt, wenn sie Pelin zum Spielball zwischen gesellschaftlichen Strukturen und eigenen Sehnsüchten werden lässt. Entwurzelt und orientierungslos treibt sie durchs Leben, um schon bald darauf kämpferisch und entschlossen aufzutreten. Knapp vorbeigerutscht an der finanziellen Krise schöpft sie Hoffnung, mit ihren Kindern ein besseres Leben führen zu können. Und trotz Lebenslust und Freiheitsdrang, mit denen sie an gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu scheitern droht, spürt man Pelins Einsamkeit und ihre Sehnsucht nach Liebe und Freiheit hautnah. "Verena S. Freytags realitätsnaher Milieustudie gelingt es, unser Klischeebild von der 'Sozialhilfeempfängerin mit Migrationshintergrund' ins Wanken zu bringen. [...] Der Film nimmt immer wieder überraschende Wendungen, die unsere Erwartungen unterlaufen." So argumentiert die Jury vom Filmfestival Max Ophüls 2011, als sie den Drehbuchpreis an die Filmemacherin vergibt. Außerdem wurde „Abgebrannt“ beim new berlin film award 2011 in der Kategorie "Bester Spielfilm“ ausgezeichnet und erhielt den Hauptpreis beim 8. Neiße Film Festival 2011.