Vom Aufbrechen und Ankommen
Kinder- und Jugendfilme zum Thema Migration

Alles gut (2017)

Länge: 95 Minuten

Altersempfehlung: Ab 12 Jahren

FSK-Freigabe: Ab 0 Jahren

Regie: Pia Lenz

Darsteller: Mitwirkende: Zwei Flüchtlingsfamilien aus Mazedonien und Syrien, zwei Grundschulklassen mit Lehrkörper und Eltern der Kinder, Sozialarbeiter u. a.

Genre: Dokumentation

Land: Deutschland, 2017

Sprachen: Deutsch DD 5.1, Deutsch DD 2.0, OF

Die Mutter des achtjährigen Roma-Jungen Djaner und des etwa zwei Jahre älteren Bruders möchte ihren Söhnen die ständigen Probleme mit der Ausländerbehörde ersparen und beruhigt sie daher mit der Phrase, dass alles „gut“ sei. Sie kam mit ihren Kindern nach Deutschland, weil die Minderheit der Roma in Mazedonien aus der Gesellschaft komplett ausgegrenzt und die Söhne ständig geschlagen und schikaniert wurden. Traumatisiert und mit geringer Schulbildung fällt es Djaner nicht leicht, sich in seiner neuen Klasse zu integrieren, obwohl die Schulleitung und seine Mitschüler sich sehr um den Jungen bemühen. Da die Familie allerdings unmittelbar von einer Abschiebung bedroht ist, scheinen diese Bemühungen ins Leere zu laufen. Vergleichsweise besser ergeht es dem syrischen Bootsflüchtling Adel, der seine Frau und seine vier Kinder aus der vom Bürgerkrieg geschüttelten Heimat nach Deutschland nachholen konnte. Doch in Hamburg eine Wohnung für die sechsköpfige Familie zu finden, scheint auch für Adel ein nahezu aussichtsloses Unterfangen. Seine elfjährige Tochter Ghofran, die in ihrer Heimat eine Musterschülerin war, hat neben den Sprachschwierigkeiten auch große Probleme, sich in dem fremden Kulturkreis zu integrieren, ohne ihre eigene Identität aufgeben zu müssen. Ihre neuen Mitschülerinnen, selbst wenn sie aus arabischen Ländern kommen, tragen fast alle kein Kopftuch und sie schminken sich obendrein. Selbst das Radfahren war in Syrien den Frauen und Mädchen verboten. In ihrem Debütkinofilm hat Pia Lenz, die neben der Regie auch noch für Kamera und Ton verantwortlich zeichnete, die beiden Familien und insbesondere die beiden jungen Protagonisten ein Jahr lang mit der Kamera begleitet. Dieser sehr intimen Produktionsweise, bei der die Kamera tatsächlich hautnah an den Protogonisten dran bleibt, verdankt der Film einen großen Teil seiner Authentizität. Selten ist es einem Dokumentarfilm gelungen, so unmittelbar zu zeigen, was Integration im Klartext bedeutet, sowohl für die Geflüchteten als auch für die Menschen, die sich um diese Flüchtlinge kümmern. Deutlich arbeitet der Film heraus, dass diese Integration selbstverständlich mit einem großen Konfliktpotenzial beladen ist und unnötigerweise dadurch erschwert wird, dass den Helfern wie den Geholfenen von Seiten der Politik und der Ausländerbehörde Steine in den Weg gelegt werden. Dies geht eindeutig zu Lasten vor allem der Kinder. Die Mehrsprachigkeit des Films, die deutschen Untertitel, die notgedrungen elliptische Erzählweise und die beiden abwechselnd ins Bild gerückten Familien machen es dem Publikum nicht immer leicht. Wer sich allerdings für diese Thematik interessiert und sich jenseits der gängigen Vorurteile etwas eingehender damit beschäftigen möchte, ist mit diesem Dokumentarfilm gut bedient. Produziert wurde er von Hauke Wendler und Carsten Rau, die sich in ihren eigenen Werken (z.B. „Willkommen auf Deutsch“) mit dem Thema Migration wiederholt und sehr differenziert auseinandergesetzt haben.

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  • Kauf-DVD: SchröderMedia