Border Psycho (2009)

Der Leiter der Einwanderungsbehörde am JFK-Flughafen in New York hat seine genauen Vorstellungen und Vorurteile. Die Massen illegaler Einwanderer, die jeden Tag nach Amerika strömen, empfindet Marshall als Bedrohung. An seinem letzten Arbeitstag sieht er alle seine Vorurteile bestätigt, als der Brasilianer Nonato behauptet, die amerikanische Staatsbürgerschaft zu besitzen. Marshall glaubt ihm kein Wort, die Dokumente hält er für gefälscht. Während sich seine Kollegen Bob und Sandra um ein sachliches Verhör bemühen, nimmt der zusehends alkoholisierte Marshall durch sein unbarmherziges Verhalten in Kauf, dass die Ereignisse eskalieren und der Mann schließlich von einer Sondereinheit erschossen wird. Nachdem Marshall, mittlerweile todkrank, aus dem Gefängnis entlassen wird, reist er nach Brasilien, um die kleine Tochter des verstorbenen Brasilianers um Vergebung zu bitten. Auf dem Weg dorthin trifft er die junge Prostituierte Bia, die ihm bei der Suche helfen soll.

David Rasche (The Girl in the Park, Die verlorene Zeit, Voll verheiratet) spielt die Rolle des unsympathischen Antihelden intensiv und abgründig. Ende der 1980er-Jahre wurde er mit der Fernsehserie „Sledge Hammer“ hierzulande bekannt. Regisseur José Joffily hat in Brasilien bereits zahlreiche Filme realisiert, darunter auch viele Dokumentationen. Das sozialkritische Drama mit aktuellem politischem Bezug verschränkt in einer Parallelmontage geschickt die beiden Handlungsstränge. Die klaustrophobische Enge im Grenzbüro wird mit der Weite des brasilianischen Nordostens kontrastiert, durch die der geläuterte, aber sterbende Marshall reist, verzweifelt auf der Suche nach Vergebung. Am Ende bleibt für den Sterbenden die Einsicht, dass die ungerechte Verteilung in der Welt, in Arm und Reich, dunkle oder blaue Augen, nur vom Zufall bestimmt wird. Eine ebenso banale wie drastische Einsicht, die alle vorherigen Sicherheiten und Überzeugungen zusammenbrechen lässt.