Circles (2012)

1993 wird während des Bosnienkrieges in der Kleinstadt Trebinje der serbische Soldat Sr?an Aleksi? von seinen betrunkenen Kameraden umgebracht, nachdem er einen muslimischen Mitbürger vor deren Übergriffe gerettet hat. Erst 2012 wird er für seine Heldentat posthum mit der Miloš-Obili-Medaille, einem der höchsten serbischen Staatsorden, geehrt. Diesen Vorfall greift der serbische Regisseur Srdan Golubovi? („Klopka – Die Falle“) auf, um eine fiktive Geschichte darüber zu erzählen, welche Spuren zwölf Jahre nach dieser grausamen Tat bei den Mördern, den Opfern und vor allem deren Angehörigen noch zu finden sind.

Sr?an Aleksi? heißt im Film Marko. Gerade noch hat er sich mit seiner großen Liebe Nada für den Abend verabredet, da kommt er dazu, wie der allen bekannte, muslimische Kioskbesitzer Haris auf dem Marktplatz von dem serbischen Offizier Todor und drei seiner Soldaten misshandelt wird. Marko versucht zu schlichten, und während Haris entkommen kann, bleibt er selbst totgeprügelt auf dem menschenleeren Marktplatz liegen. Sein bester Freund Nebojsa – wie andere Bürger von Trebinje auch – beobachtet das Geschehen und findet nicht den Mut einzugreifen. Zwölf Jahre später lebt Haris mit seiner deutschen Frau und zwei Töchtern in Halle an der Saale. Dort fleht ihn Markos ehemalige Freundin, die beinahe an dem Verlust ihres Geliebten zugrunde ging, um Hilfe an. Unter Einsatz seines Lebens beschützt Haris sie vor ihrem gewalttätigen Ehemann. Nebojsa arbeitet indessen als Chirurg in einer Klinik in Belgrad. Eines Tages wird ihm ein schwerverletzter Mann auf den OP-Tisch gelegt: Es ist Todor, den er retten soll und der ihn in einen großen Konflikt stürzt, da der ehemalige Offizier nach wie vor keine Schuldgefühle zeigt. In Trebinje dagegen lebt völlig vereinsamt Markos Vater Ranko. Eines Tages bittet ihn der 18-jährige Bogdan um Arbeit, ohne zu wissen, dass sein Vater damals am Mord beteiligt war. Für Ranko eine schwierige Entscheidung, werden doch dadurch die schmerzhaften Erinnerungen wieder wach.

Alle diese Begegnungen provozieren die Frage nach dem Umgang mit solch einer Gräueltat – seitens der Täter, der „Wegseher“, aber auch der geschädigten Angehörigen. Es geht um Schuld und Verantwortung, um Gerechtigkeit, um den Wunsch nach Rache und Vergeltung, um Dankbarkeit und Wiedergutmachung wie um eine mögliche Versöhnung und Vergebung. Ergreifend und mit einer bemerkenswert psychologischen Tiefe schildert Srdan Golubovi? die innere Zerrissenheit seiner Figuren sowie ihr Ringen mit den so widersprüchlichen Gefühlen. Sein zutiefst humanistisches Drama über die individuellen und gesellschaftlichen Folgen eines Bürgerkriegs wurde weltweit gefeiert, mit mehr als 35 Preisen ausgezeichnet und 2013 von Serbien für den Oscar als „Bester Ausländischer Film“ vorgeschlagen.