Vom Aufbrechen und Ankommen
Kinder- und Jugendfilme zum Thema Migration

Djam (2017)

Länge: 92 Minuten

Altersempfehlung: Ab 16 Jahren

FSK-Freigabe: Ab 6 Jahren

Regie: Tony Gatlif

Darsteller: Daphné Patakia (Djam), Simon Abkarian (Kakourgos), Maryne Cayon (Avril), Kimon Kouris (Pano), Solon Lekkas (Solon), Yannis Bostantzoglou (Vater), Eleftheria Komi (Maria) u. a.

Genre: Road-Movie , Musikfilm , Drama

Land: Frankreich, Griechenland, Türkei , 2017

Sprachen: Deutsch, Französisch,Türkisch, Griechisch, Mehrsprachig

Nach dem Tod der Mutter im Pariser Exil ist die junge Griechin Djam in ihre Heimat auf die Insel Lesbos zurückgekehrt. Von ihrem Onkel Kakourgos, der eigentlich ihr Stiefvater ist, wird sie nach Istanbul geschickt, um dort eine neue Treibstange für den defekten Motorantrieb eines Schiffes zu besorgen. Dieses Schiff wäre eine Art Lebensversicherung für die ganze Familie, denn der Tourismus ist nach den unzähligen Bootsflüchtlingen auf Lesbos stark eingebrochen, das Land von der Wirtschaftskrise gebeutelt und das kleine Restaurant des Ortes steht vor dem Bankrott. Dennoch lässt sich die stets hoffnungsvolle, lebensfreudige Djam nicht unterkriegen. Von diesem ungebremsten Optimismus in Verbindung mit einem starken Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit fühlt sich die 19-jährige Französin Avril angezogen. Diese wollte in der Türkei für die Flüchtlingshilfe arbeiten und sitzt in Istanbul nun selbst völlig mittellos auf der Straße. Djam nimmt sie nicht ohne Vorbehalte unter ihre Fittiche. Die gemeinsame Rückreise nach Lesbos gestaltet sich als Hindernisparcours mit ungewissem Ausgang, aber voll von wunderbaren menschlichen Begegnungen und musikalischen Erfahrungen. In allen Filmen des renommierten französischen Regisseurs Tony Gatlif, der als Sohn einer Roma und eines Berbers in Algerien geboren wurde, spielt die Musik eine zentrale dramaturgische Rolle. Sie ist niemals bloße Hintergrund- oder Stimmungsmusik, sondern Ausdruck des Lebensgefühls der Protagonisten in ihrem erfahrenen Leid, aber auch in ihrer Vitalität und Unverfälschtheit. In „Djam“ist es die subversive und zugleich heilsame Musik des Rembetiko, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus der Verbindung der Volksmusik Griechenlands und der osmanischen Musiktradition entstand und von den schmerzlichen Erfahrungen des Exils oder eines großen Verlusts handelt. „Man weiß, seinen Kummer zu verstecken und man weiß zu feiern“, wird diese Ambivalenz im Film auf den Punkt gebracht. Daphné Patakia als rundum überzeugende Hauptdarstellerin hat eigens für ihre Rolle das Singen und Musizieren gelernt. Was „Djam“ neben den sehr authentisch wirkenden und mitunter nervigen, sehr spontan agierenden Figuren und der mitreißenden Musik so sehenswert macht, ist die scheinbare Beiläufigkeit und Direktheit, mit der große individuelle und gesellschaftliche Dramen erzählt werden, die sich zurzeit in der Türkei und in Griechenland ereignen. Da bedarf es keiner großen Worte, etwa wenn sich Djam und Avril einem Dorf nähern, das von dem Gebell herrenloser Hunde beherrscht wird, oder riesige Abfallberge von Schwimmwesten und Gummibooten auf Lesbos von den Schicksalen der gestrandeten Bootsflüchtlinge künden. Ein Film also, auf den man sich einlassen muss, der dann aber in seiner Intensität berührt und sich in seiner Wirkung auf das Filmzitat konzentriert: „Wenn man zuversichtlich ist, hilft man anderen!“

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