Fightgirl (2007)

Die Schule hat die türkischstämmige Dänin Ayse beinahe abgeschrieben. Ginge es nach ihrem Vater, dann müsste sie für die Abiturprüfungen büffeln und ein Medizinstudium antreten, so wie ihr erfolgreicher Bruder Ali. Doch Ayse denkt nicht im Traum daran, sondern trainiert Kung-Fu. Und das mit großem Erfolg. Meister Sifu erkennt ihr Talent. Er stellt Ayse einen seiner besten Schüler als Partner zur Seite. Das Ganze muss geheim bleiben, denn für Ayses konservativen Vater ist es unvorstellbar, dass sie zusammen mit jungen Männern Sport treibt. Irgendwann fliegt die Heimlichtuerei auf. Der Familien-Zoff ist gewaltig. Dennoch findet Ayse ihren Weg, nicht nur ihre sportlichen Ziele zu verwirklichen, sondern auch ihren Träumen und Gefühlen zu folgen, ohne dabei Schule und Familie links liegen zu lassen.

Eine junge Frau kämpft sich durch. Gegen die Vorstellungen ihres Vater, gegen die Normen ihrer Kultur, gegen den Stress in der Schule. Sport als Symbol für den Lebenskampf und die islamische Kultur als Hintergrund für eine Emanzipationsgeschichte – beides hat es schon oft gegeben. Doch in diesem Spielfilm ist alles neu kombiniert. Frisch und fesselnd präsentiert die Dänin Natasha Arthy ihre besondere Mischung aus Sozialdrama und Action à la Hong Kong. Das Knistern von Energie, Leidenschaft und Spannung wird förmliclh spürbar, wenn sie davon erzählt, wie ihre Kung Fu-Heldin Stück für Stück Zwänge und Ängste von sich abstreift. Wegen seiner Dynamik und seines Stylings wurde „Fightgirl Ayse“ von dänischen Kritikern enthusiastisch mit „Lola rennt“ verglichen. Dabei hat das Rennen als Sinnbild bei Natasha Arthy sogar eine noch vielschichtigere Bedeutung als bei Tom Tykwer. In einer der stärksten Szenen begegnet Ayse auf geradezu mythische Weise sich selbst und es wird klar, dass sie nicht nur äußere Widerstände überwinden muss. Ein mitreißender Coming of Age-Film, der bei Festivals viel Ruhm errang doch im Kino nicht richtig zum Zuge kam. Wie gut, dass es ihn nun auch auf DVD gibt, denn „Fightgirl Ayse“ ist eine Entdeckung. Als Kung Fu-Meister Sifu tritt übrigens kein geringerer als Xian Gao auf, der für die Choreografie in Ang Lees großartigem Martial Arts Epos „Tiger and Dragon“ verantwortlich zeichnete. „Fighter“, „Fightgirl Ayse“ oder einfach nur „Fightgirl“ – dieser Film wurde schon unter vielen verschiedenen Titeln gehandelt. Als „Fightgirl Ayse“ ist er bei den 50. Nordischen Filmtagen 2008 mit dem Kinder- und Jugendfilmpreis der Skandinavischen Filminstitute ausgezeichnet worden. Auch bei anderen Festivals erfolgten Nominierungen für Hauptdarstellerin Semra Turan sowie Regisseurin Natasha Arthy.