Vom Aufbrechen und Ankommen
Kinder- und Jugendfilme zum Thema Migration

Friedensschlag (2009)

Film: Friedensschlag

Länge: 105 Minuten

Altersempfehlung: Ab 14 Jahren

FSK-Freigabe: Ab 12 Jahren

Regie: Gerardo Milsztein

Darsteller: Dokumentarfilm

Genre: Dokumentation , Jugend

Land: Deutschland, 2009

Sprachen:

Gerardo Milsztein, ein in Argentinien geborener und seit 1990 in Deutschland arbeitender Filmemacher, begleitet mit der Kamera ein knappes Jahr lang eine Gruppe Jugendlicher aus München zwischen 16 und 21 Jahren, denen wegen wiederholter Straf- und Gewalttaten eine Haftstrafe droht. Viele von ihnen wurden in ihrer Familie selbst zu Opfern, einige gelten als nicht mehr beschulbar, etwa 75 Prozent von ihnen weisen einen Migrationshintergrund auf. Die 2002 von dem Schreinermeister Rupert Voß und dem Familientherapeuten Werner Makella gegründete Work and Box Company in Taufkirchen bei München hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Jugendlichen zu helfen, und sie zurück ins normale Leben zu holen. In einem mehrmonatigen Projekt lernen die Jugendlichen einen anderen Umgang mit Gewalt und Gewalterfahrungen sowie mit Aggressionen sozial verträglich umzugehen. Das tägliche Boxtraining ist dabei ein wesentlicher Bestandteil des Lernens. Statt auf Bestrafung und die im Strafvollzug nicht ausbleibenden Demütigungen setzt das Projekt auf Einsicht in das eigene Fehlverhalten, stärkt das Selbstwertgefühl der Jugendlichen und fördert ihre Eigenverantwortung. Während der Strafvollzug in Deutschland nur eine Erfolgsquote von 20 Prozent aufweist, sind in diesem Projekt, an dem bereits weit über 100 Jugendliche teilgenommen haben, über 80 Prozent nicht wieder straffällig geworden. Sie fanden Arbeit und neue Lebensperspektiven.


Dem Dokumentarfilm gelingen sehr persönliche und intensive, aber niemals voyeuristische Einblicke in die Gefühlswelt dieser Jugendlichen, die erstmals in ihrem Leben hart mit sich selbst konfrontiert werden. Gängige Klischeevorstellungen über jugendliche Straftäter werden komplett widerlegt und vor allem wird deutlich, dass diese Jugendlichen dringend Hilfe benötigen, die ihnen mit einer bloßen Bestrafung nicht zukommt. Auch in formaler Hinsicht ist der Film bemerkenswert, etwa wenn er die inneren Kämpfe der Projekt-Teilnehmer, ihre Ängste und ihre Gefühle von Erstarrung oder Ausweglosigkeit durch berückend schöne Landschaftsaufnahmen kontrastiert oder mit zahlreichen Kameraeinstellungen durch ein Netz von Gittern und Ketten visualisiert, wie sehr die Jugendlichen Gefangene in sich selbst sind. Ein Projekt, das noch viel mehr Schule machen sollte, und ein Film, der Respekt, Toleranz und Friedensarbeit nicht als Worthülsen nimmt, sondern als tägliche Arbeit begreift.

Anbieter:

  • Kauf-DVD: BOOMTOWNMEDIA GmbH&CoKG