Vom Aufbrechen und Ankommen
Kinder- und Jugendfilme zum Thema Migration

Happy End (2017)

Länge: 104 Minuten (Blu-ray: 108 Minuten)

Altersempfehlung: Ab 16 Jahren

FSK-Freigabe: Ab 12 Jahren

Regie: Michael Haneke

Darsteller: Isabelle Huppert (Anne Laurent), Jean-Louis Trintignant (Georges Laurent), Mathieu Kassovitz (Thomas Laurent), Fantine Harduin (Eve Laurent), Franz Rogowski (Pierre Laurent), Laura Verlinden (Anaïs Laurent) u. a.

Genre: Drama

Land: Frankreich, Deutschland, Österreich , 2017

Sprachen: Deutsch DD 5.1, Französisch DD 5.1, Dt. f. Sehg.

Wer schon frühere Filme von Michael Haneke gesehen hat, wird gewiss nicht erwarten, dass der Titel seines neuen Werks auch nur annähernd ernst gemeint sein könnte. Er ist blanke Ironie angesichts der Zustandsbeschreibung des Bürgertums am Beispiel einer bourgeoisen Familie in der französischen Hafenstadt Calais: Diese Familie scheint komplett von Gefühlsarmut und Gleichgültigkeit geprägt. Unter dem gesetzten Anspruch der Verallgemeinerbarkeit hat es die drei Generationen umfassende Familie Laurent, eine alteingesessene Dynastie von Bauunternehmern, die vor dem drohenden finanziellen wie auch moralischen Bankrott steht, aber auch wirklich in sich: Georges, das greise Oberhaupt der Familie, hat sich schon lange aus der Firma zurückgezogen, um seine kranke Frau pflegen zu können, die er dann erstickte. Nun leidet er unter Demenz und versucht immer wieder vergeblich, seinem eigenen Leben ein Ende zu setzen, was dem Film eine tragikomische Note verleiht. Seine Tochter Anne leitet das Bauunternehmen, das durch einen Baustellenunfall in Schieflage gerät, mit eiserner Hand. Darunter hat auch ihr sprachbehinderter Sohn Pierre zu leiden, zumal er sich in der Firma fehl am Platze fühlt. Georges Sohn Thomas wiederum hatte sich als Arzt nach Südfrankreich zurückgezogen, kehrt nach dem Tod seiner ersten Frau mit seiner schwangeren zweiten Frau in den Familienverbund zurück und beginnt alsbald eine weitere Affäre. Seine fast 13-jährige Tochter Eve aus erster Ehe soll nun ebenfalls in Calais wohnen. Von ihr erfährt man gleich zu Beginn in einer enigmatischen Eingangssequenz, die mit einem Smartphone gefilmt wurde, dass sie zunächst ihren Hamster und dann ihre ungeliebte depressive Mutter umgebracht hat. Der in kurz angerissenen Episoden mit vielsagenden Essensszenen und in kühler Nüchternheit erzählte Niedergang dieser Familie spielt sich vor der Folie der Flüchtlingsschicksale in Calais ab, die durch ihre Flüchtlingspolitik 2016 in die negativen Schlagzeilen geriet. Gleichwohl tauchen die Migranten bewusst immer nur am Rande auf: Zwei Hausangestellte in der Villa der Laurents aus Nordafrika, die wie Mobiliar behandelt werden, Afrikaner aus dem Lager von Calais, die George vergeblich bittet, ihm eine Pistole für den geplanten Selbstmord zu besorgen, und am Ende eine Gruppe von afrikanischen Flüchtlingen, die Pierre aus Rebellion gegen seine Mutter zu ihrer Verlobungsfeier mitbringt, wobei diese ebenfalls nur funktionalisiert werden.

Haneke hat offenbar versucht, in „Happy End“ alle wichtigen Themen seiner früheren Filme zu bündeln – vom gefilmten Mord in „Bennys Video“ bis zur Sterbehilfe in Liebe, wobei Jean-Louis Trintignant als George auch da die Hauptrolle spielt. Das mag als selbstreferenzieller großer Wurf gesehen werden, überfrachtet den Film aber so sehr, dass sich am Ende weniger Mitgefühl oder Entsetzen einstellen als eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber dieser sehenden Auges in den Untergang treibenden Familie. Etwa das also, was Haneke kritisieren wollte. Was bleibt, ist ein schnörkellos inszenierter Ensemblefilm mit großartigen Darstellern, allen voran Jean-Louis Trintignant und Fantine Harduin in der Rolle von Eve.

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