Vom Aufbrechen und Ankommen
Kinder- und Jugendfilme zum Thema Migration

Hitzewelle - Wann wird sie uns erreichen? (OmU) (2015)

Länge: 101 Minuten

Altersempfehlung: Ab 14 Jahren

FSK-Freigabe: Ab 12 Jahren

Regie: Joyce A. Nashawati

Darsteller: Ziad Bakri (Ashraf Idriss), Mimi Denissi (Katerina), Louis-Do de Lencquesaing (Gilles), Yannis Stankoglou (Polizist), Laurène Brun (Alice), Gwendoline Hamon (Elisabeth) u. a.

Genre: Thriller

Land: Frankreich, Griechenland, 2015

Sprachen: Englisch , Französisch , Arabisch , Mehrsprachig

Griechenland in naher Zukunft: Auf der Fahrt zu einem neuen Arbeitgeber wird dem arabischen Migranten Ashraf ohne weitere Begründung die Aufenthaltsgenehmigung abgenommen. Gleichwohl tritt Ashraf seine Stelle an, denn die französischen Besitzer einer Luxusvilla auf dem Land wollen in Urlaub fahren und benötigen Ashraf, um das Haus mitsamt prallgefülltem Swimmingpool zu warten. Die Hitze im Land ist unerträglich, überall herrscht extreme Wasserknappheit und ein einziger Konzern kontrolliert die Wasserversorgung. In der drückenden Hitze kann Ashraf kaum noch klar denken und sehen. Die Einheimischen begegnen ihm zudem mit Misstrauen und offener Ablehnung. Mit Ausnahme einer jungen Frau, die auf einer historischen Ausgrabungsstätte arbeitet. Hinzu kommt, dass Ashraf plötzlich unheimliche Schatten im Haus erblickt, in dem seltsame Dinge passieren, die auch die Bilder der Überwachungskamera nicht erklären können. Mit ihrem Debütspielfilm gelingt es der im Libanon geborenen Regisseurin Joyce A. Nashawati meisterhaft, eine Atmosphäre der allgegenwärtigen realen wie vermeintlichen Bedrohung filmisch in Szene zu setzen, die bis zum Ende erhalten bleibt. In oft überbelichteten, gelbstichigen, teils verschwommenen Bildern nimmt die subjektive Kamera von Kameramann Yorgos Arvantis die Umgebung ganz aus der Perspektive des Migranten ein, der sich nicht leicht aus der Ruhe bringen lässt, dann aber doch zunehmend in Panik gerät. Anders als beispielsweise „Shining“ von Stanley Kubrick verknüpft Nashawati ihren Mystery-Thriller mit konkreter Gesellschaftskritik über Fremdenfeindlichkeit, Behördenwillkür und das Verschwinden von überlebenswichtigen Wasserressourcen. Besser als der reichlich flapsige deutsche Verleihtitel verweist der Originaltitel „Blind Sun“ als Metapher auf den tieferen Sinn des Films, der gekonnt mit den Elementen Feuer und Wasser spielt. Denn zumindest der Sonne kann es egal sein, mit welchen gesellschaftspolitischen Herausforderungen die Menschen in einer globalisierten, zunehmend dystopischen Welt zu kämpfen haben. Auf dem griechischen Filmfestival in Thessaloniki erhielt der Film den Preis des Internationalen Filmkritikerverbands FIPRESCI. Als Filmkunstwerk uneingeschränkt empfehlenswert, entspricht der ruhig erzählte und minimalistisch inszenierte Film, der den symbolkräftigen Figuren nur wenig Entwicklungsspielraum lässt, allerdings in keiner Weise gängigen Sehgewohnheiten und Erwartungshaltungen an einen Mystery-Thriller.

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  • Kauf-DVD: absolut Medien