Vom Aufbrechen und Ankommen
Kinder- und Jugendfilme zum Thema Migration

Judgment - Grenze der Hoffnung (2014)

Länge: 107 Minuten

Altersempfehlung: Ab 14 Jahren

FSK-Freigabe: Ab 12 Jahren

Regie: Stephan Komandarev

Darsteller: Assen Blatechki (Mityo), Miki Manojlović (Kapitän), Ovanes Torosia (Vasko), Ina Nikolova (Maria), Paraskeva Djukelova (Kera), Meto Jovanovski (Doktor), Vasil Vasilev-Zuek (Ramadan) u. a.

Genre: Drama

Land: Deutschland, Bulgarien, Kroatien, Mazedonien , 2014

Sprachen: Deutsch DD 5.1, Bulgarisch DD 5.1

Die Schießbefehle an der einstigen deutsch-deutschen Grenze sind bis heute in Erinnerung geblieben. Weitaus weniger Bescheid wissen viele, dass es solche Schießbefehle im Kalten Krieg auch an der Grenze von Bulgarien nach Griechenland und der Türkei gegeben hat. Viele Menschen aus dem Ostblock, darunter auch etliche aus der DDR, haben damals ihr Leben verloren, als sie versuchten, über diese schwerbewachte Grenze in den Westen zu gelangen.

Vor diesem gesellschaftspolitischen Hintergrund spielt der Film des in der sozialistischen Filmproduktion aufgewachsenen bulgarischen Regisseurs Stephan Komandarev, den er unter anderem in Koproduktion mit Deutschland realisieren konnte. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Mittvierziger Mityo, der nach dem Tod seiner Ehefrau mit seinem 18-jährigen Sohn Vasko in einem kleinen Dorf an der bulgarisch-türkischen Grenze lebt. Dieser überschüttet ihn mit Vorwürfen, der Vater habe sich nicht genügend um die schwer erkrankte Mutter gekümmert und sei daher an ihrem Tod schuld. Als Mityo nach dem Bankrott der Molkerei auch noch seinen Job als Milchfahrer verliert und der Notverkauf des eigenen Hauses droht, weil er die Kredite nicht mehr zurückzahlen kann, beginnt der schwelende Dauerkonflikt zwischen Vater und Sohn zu eskalieren. Der einzige Ausweg für Mityo scheint, das Angebot seines verhassten ehemaligen Vorgesetzten in der Armee anzunehmen und illegale Flüchtlinge aus Syrien über die nahe Grenze zur Türkei in die EU zu schleusen. Der Weg, den diese Flüchtlinge nehmen müssen, führt über das Gebirge an dem sogenannten Judgment-Felsen vorbei. Direkt neben dem Trampelpfad gähnt ein tiefer Abgrund, der Mityo an ein schreckliches Erlebnis während seiner Militärzeit im Kalten Krieg 25 Jahre zuvor erinnert, an dem auch sein damaliger Vorgesetzter beteiligt war.

Der klassische Vater-Sohn-Konflikt, der von falschen Schuldzuweisungen und diffusen Schuldgefühlen bestimmt wird, ist nahtlos mit dem historisch-aktuellen Hintergrund verknüpft. Der Film verweist zugleich auf die Lebensbedingungen der Bevölkerung, die entlang dieser Grenze ein bis heute sehr bescheidenes Dasein fristen. An landschaftlich beeindruckenden Originalschauplätzen gedreht und von der Atmosphäre her dicht inszeniert, spitzt sich die Handlung immer weiter zu und fordert von Vater und Sohn schließlich eine existenzielle Entscheidung, die zugleich universelle Fragen nach Schuld und Sühne aufwirft. Unverkennbar ist allerdings auch, dass der Inszenierungsstil dramaturgisch stark der bulgarischen Filmtradition verhaftet bleibt, die heutigen Sehgewohnheiten nicht mehr entspricht.

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