Kaddisch für einen Freund (2011)

Ali ist in einem palästinensischen Flüchtlingslager aufgewachsen, mit 14 kommt er nach Berlin Kreuzberg. Um bei den arabischen Jugendlichen im Viertel Anschluss zu finden, lässt sich der sensible Junge auf eine Mutprobe ein. Im Neubaukomplex wohnt ein alter russischer Jude, Alexander Zamskoy. Dessen Wohnung wollen sie verwüsten. Die Feindbilder sitzen tief, ebenso der Hass, der irgendwo kanalisiert werden muss. Bei der Randaleaktion sprühen sie auch judenfeindliche Parolen. Nur Ali wird erwischt. Alexander zeigt ihn an. Um die Familie vor der Abschiebung zu bewahren, muss sich Ali bei dem alten Mann entschuldigen und mit ihm die Wohnung renovieren. Wider Erwarten entwickelt sich eine Generationen- und Feindbilder überwindende Freundschaft. Der schrullig direkte Alexander und der zurückhaltende Ali fangen an, ihre Vorurteile über Bord zu werfen - manchmal hilft auch ein kleines Glas Wodka.

Für sein Kinodebüt schrieb der in Russland geborene Regisseur Leo Khasin auch das Drehbuch. Die Geschichte verdankt er seiner vorherigen Tätigkeit als Zahnarzt. Im Wartezimmer hat sich eine Annäherung zwischen einem alten Juden und einem jungen Libanesen zugetragen. Auch der Film will nicht viel mehr erzählen als eine einfache Geschichte über einen kleinen Schritt, den es manchmal nur bedarf, um etwas zu ändern, das für die Beteiligten so viel bedeutet. Der Film zeigt eindringlich, wie schwer sich die Menschen mit diesen kleinen Schritten tun, obwohl es doch eigentlich lächerlich einfach ist. Trotz der etwas konstruiert wirkenden Anordnung überzeugt das Drama durch die beiden guten Darsteller, den nachdenklich ruhigen Erzählfluss und das berührende Ende. Die Hauptfiguren sind psychologisch sehr stimmig gezeichnet, nur einige Nebenrollen fallen allzu klischeehaft aus. Da der Film auch von der Bildersprache her sehr unaufgeregt daherkommt, ist er auf DVD eigentlich besser aufgehoben als auf der großen Leinwand. Eine gute Gelegenheit also, das sehenswerte Drama nun nachzuholen.