Le Havre (2011)

Marcel Marx träumte einst von Ruhm und Reichtum als Schriftsteller in Paris, doch seine künstlerische Karriere verlief erfolglos. So lebt er mittlerweile als Schuhputzer in der Hafenstadt Le Havre. Mit seinem Leben ist er dank Ehefrau Arletty, Hund Laika und regelmäßigen Besuchen in seiner Stammkneipe ganz zufrieden. Arletty verschweigt ihm allerdings, dass sie schwer krank ist. Auch ist Marcel durch eine für ihn eindrückliche Begebenheit abgelenkt. Eines Tages begegnet er zufällig dem Jungen Idrissa, der illegal aus Gabun eingereist ist und sich in einem Container versteckt hat. Marcel macht es zu seiner Aufgabe, dem Jungen zu helfen, damit er nach London zu seiner Mutter kommt.

Marcel Marx war bereits Hauptfigur in Kaurismäkis Film „Das Leben der Bohème". Der Spielfilm wurde u.a. in der Kaurismäki-Edition auf DVD herausgebracht. Fast zwanzig Jahre später kehrt der finnische Filmemacher wieder einmal nach Frankreich zurück. Nicht nur hat dem bekennenden Pessimisten Kaurismäki die Tristesse der Stadt Le Havre gefallen. Auch machte ihn die französische Politik im Umgang mit afrikanischen Flüchtlingen wütend. Umso spannender, dass "Le Havre" kein tragisches oder zorniges Werk geworden ist. Der Film appelliert an das Gute im Menschen und erzählt als soziales Märchen davon, wie mit Solidarität und Courage einem Menschen in Not geholfen werden kann. Bei all dem bleibt Kaurismäki seinem typischen Stil treu. Wortkarg und ein bisschen altmodisch verzögert spielt sein aus wunderbar kauzigen Typen zusammengesetztes Ensemble. Die Bilder sind streng komponiert und in ihren Farben genau durchdacht. Und auch der schräge Humor fehlt nicht, wenn sich z.B. ein Kunde des Schuhputzers als Gangster herausstellt und Marcel nur froh ist, dass er bezahlt wurde, bevor der Ganove niedergeschossen wird. Ein zu Recht auf den Filmfestivals von Cannes, München und Chicago mit Preisen ausgezeichneter Film.