Vom Aufbrechen und Ankommen
Kinder- und Jugendfilme zum Thema Migration

Monsieur Lazhar (2011)

Film: Monsieur Lazhar

Länge: 94 Minuten

Altersempfehlung: Ab 12 Jahren

FSK-Freigabe: Ab 12 Jahren

Regie: Philippe Falardeau, nach dem Theaterstück „Bachir Lazhar“ von Evelyne de la Cheneli?re

Darsteller: Mohamed Fellag, Sophie Nélisse, Émilien Néron, Danielle Proulx, Brigitte Poupart u. a.

Genre: Drama , Literaturverfilmung

Land: Kanada, 2011

Sprachen:

Der kanadische Regisseur Philippe Falardeau ist in Deutschland kein Unbekannter mehr. 2009 gewann er in der Sektion Generation der Berlinale den Gläsernen Bären für seinen Film „Ich schwör, ich war’s nicht.“ In seinem vierten Film stellt er erneut unter Beweis, dass er sich gut in die Psyche von Kindern einfühlen kann. Frei nach dem Theaterstück von Evelyne de la Chenelière, die im Film eine kleine Nebenrolle übernommen hat, verknüpft der Film kunstvoll und stimmig zwei völlig disparate Welten miteinander: Bachir Lazhar, was so viel bedeutet wie der „Botschafter des Glücks“, hat in Kanada politisches Asyl beantragt, nachdem er in seiner Heimat Algerien nach politischen Repressionen seine Familie verloren hatte. Als der 55-Jährige in der Zeitung von dem tragischen Selbstmord einer Grundschullehrerin in ihrem Klassenzimmer liest, entscheidet er spontan, sich als Aushilfslehrer zu bewerben, obwohl er dazu gar nicht ausgebildet ist und ihm täglich die Abschiebung droht. Im Chaos der völlig traumatisierten Schule erhält er tatsächlich eine Chance, zumal Monsieur Lazhar bescheiden, freundlich und sehr gebildet auftritt. Mit antiquierten Lehrmethoden gelingt es ihm, das Vertrauen der Schüler zu gewinnen, insbesondere von der sensiblen Alice und dem verhaltensauffälligen Simon, die beide ihre Lehrerin am Strick baumeln sahen. Damit die Kinder ihr Trauma überwinden können, ermuntert Lazhar sie, über ihre wahren Gefühle zu reden. Damit gerät er in Konflikt mit der Schulleitung und einem Schulsystem, das allein auf Verdrängung und Wissensvermittlung setzt.


Im Unterschied zur Theatervorlage als Einpersonenstück macht Falardeau die Kinder zu gleichberechtigten Partnern, wobei er zuvor ausführlich an Grundschulen recherchierte. Über das anrührende Migrantenschicksal hinaus werden über die Begegnung der arabischen und der kanadischen Kultur und den Blick eines Fremden auf unsere westlich geprägte Gesellschaft zugleich gängige Vorurteile und Schwachpunkte wie etwa Fehler im Schulsystem besonders deutlich. Anhand dieser interkulturellen Begegnung überwindet der Film das Tabu der Auseinandersetzung mit dem Tod auf anrührende, teils sogar sehr humorvolle und vor allem auf kommunikative Weise.

Anbieter:

  • Kauf-DVD: Arsenal Filmverleih
  • Verleih-DVD: Arsenal Filmverleih