Vom Aufbrechen und Ankommen
Kinder- und Jugendfilme zum Thema Migration

Tee im Harem des Archimedes (1985)

Film: Tee im Harem des Archimedes

Länge: 105 Minuten

Altersempfehlung: Ab 16 Jahren

FSK-Freigabe: Ab 16 Jahren

Regie: Mehdi Charef

Darsteller: Kader Boukhanef, Rémi Martin, Laure Duthilleul, Sa?da Bekkouche, Nicole Hiss u. a.

Genre: Drama , Großstadtfilm , Jugend , Politischer Film

Land: Frankreich, 1985

Sprachen:

Der desillusionierte 18-jährige Pat und der verträumte gleichaltrige Madjid aus einer Pariser Vorstadtsiedlung sind miteinander befreundet. Pat ist Franzose, die Eltern von Madjid wanderten einst aus Algerien nach Frankreich ein. Der Alltag in dem trostlosen Viertel, das von sozialen Problemen, Drogen, Jugendkriminalität, Prostitution und Arbeitslosigkeit bestimmt wird, schweißt die beiden Jugendlichen zusammen. Madjids unermüdliche Suche nach einem festen Arbeitsplatz scheitert bereits an seinem fremdländischen Aussehen, Pat hingegen begegnet der Welt nur noch mit coolen Sprüchen und Zynismus. Doch am Ende verliert auch Madjid seine letzten Illusionen über eine bessere Zukunft.


Der autobiografisch gefärbte Film des in Frankreich lebenden Algeriers Mehdi Charef war 1985 einer der ersten und bis heute wichtigsten Filme des „Cinema beur“, in dem junge Filmemacher mit Migrationshintergrund aus nordafrikanischen Staaten ihre Alltagsprobleme in Frankreich zu verarbeiten suchten. Verständlich, dass vor allem Madjid zur positiven Identifikationsfigur aufgebaut wird. Weitaus feinfühliger reagiert er und wirkt von moralischen Skrupeln geplagt, anders als sein Freund Pat, der mehr für derbe Späße und Humor zuständig ist. Vorwiegend mit Laiendarstellern besetzt, vermittelt der Film ein authentisches Bild des damaligen Lebensgefühls dieser „verlorenen“ Generation, ohne in puren Pessimismus oder soziale Tristesse zu verfallen. Ein auf Super 8 gedrehter Rückblick im Film zeigt einmal Szenen aus der Kindheit der beiden Freunde, die noch einen Moment der Hoffnung symbolisieren und zugleich den Titel des Films erklären, der sich auf das „Theorem des Archimedes“ bezieht. Im jetzigen historischen Rückblick wirkt Charefs Momentaufnahme des Lebensgefühls seiner Generation kaum gealtert, nicht minder brisant und von politischer Sprengkraft. Denn angesichts der zunehmenden Eskalation von Gewalt in den letzten Jahren und den Bildern von brennenden Autos in französischen Vorstädten wird eine Entwicklung deutlich, die bereits damals hätte verhindert werden müssen. Das Plädoyer gegen Rassismus und für die Solidarität von Außenseitern wurde 1986 mit dem Deutschen Jugendvideopreis ausgezeichnet.

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  • Kauf-DVD: Kinowelt